Richard Bethke grandios beim Grenke-Open:
Remis gegen Großmeister
Karlsruhe.
Das Grenke-Open von Karlsruhe ist jetzt das größte deutsche Schachturnier: 1202 Teilnehmer saßen im A- , B- und C- Open an den Brettern, darunter 688 im auch qualitativ äußerst stark besetzten A- Open. Zum erlesenen Feld gehörten 233 internationale Titelträger, davon 56 Großmeister (GM). Zunächst fast unbeachtet hatte sich der nach seiner internationalen Spielstärkezahl ELO auf Rang 350 gesetzte deutsche Kaderspieler Richard Bethke unter die Stars gemischt. Doch das 11- jährige Megatalent des Schachclubs 1934 Gelnhausen hatte sich vorgenommen, in dem Respekt einflößenden Teilnehmerfeld 50 Prozent der Punkte zu holen. Hier irrte der Youngster vom Grimmelshausen- Gymnasium jedoch – es sollte noch besser kommen ...
Das Turnier wurde über neun Runden nach dem „Schweizer System“ gespielt, in dem immer Spieler mit gleicher oder ähnlicher Punktzahl zusammen gelost werden.
In der ersten Runde durfte Richard Bethke zu den Top- Spielern auf die Bühne – ihm war der lettische GM Igor Kovalenko mit einer ELO- Zahl von 2659 zugelost worden. Erst beim Bauernwettlauf im Endspiel hatte Kovalenko um einen Zug die Nase vorn. Nach dieser erwarteten Auftaktniederlage spielte der junge Barbarossastädter gegen zwei titellose Gegner, und in beiden Partien teilte Bethke kräftig aus. Zwei souverän herausgespielte Siege ließen den Gelnhäuser mit zwei Punkten aus drei Partien wieder an die Großmeister- Bretter aufrücken. Hier wartete mit grimmigem Blick GM Vladimir Epishin, vor Jahren Sekundant des damaligen Weltmeisters Anatolij Karpov. Der mit allen Wassern gewaschene Schachprofi packte tief in seine Trickkiste, konnte aber gegen den 11- jährigen Gelnhäuser keinerlei Vorteil erzielen. Remis, und Richard Bethke hatte für eine viel beachtete Sensation gesorgt ! Einige Großmeister grüßten ihn mit anerkennendem Nicken, erhobenem Daumen oder Handschlag .
Zwei weitere Titelträger warteten auf Bethke. Fide-Meister (FM) Buckels ging kein Risiko und hoffte, dass sich das Gelnhäuser „Taktik- Monster“ in ruhigen Positionen unwohl fühlen könnte. Gefehlt, der Barbarossastädter zeigte sich mit den Feinheiten der Stellung vertraut und erspielte ein sauberes Remis.
Der deutsche Internationale Meister (IM) Christian Köpke, der in der zweiten Bundesliga für den SC Garching spielt, zündete dagegen das Brett an. Aber in der hoch kombinatorischen Partie rechnete Richard Bethke viel weiter und überspielte den IM im Mattangriff. Als ein teuflischer Springer Köpkes Dame eroberte, legte der IM seinen König um !
Mit dem Skalp eines IM am Gürtel trat Bethke gegen den nächsten IM an, den ausgebufften Polen Sabuk. Schachgöttin Caissa wandte sich nach lange ausgeglichenem Kampf im Endspiel dem Polen zu. Bethke blieb nach dieser siebten Partie bei sehr guten 4 Punkten. Sollte der Youngster jetzt müde werden ?
Nein ! FM Jörg Weidemann musste bei seinen Gewinnversuchen feststellen, dass Bethke hellwach war und alle Angriffe abblockte – Remis ! Damit hatte der Gelnhäuser 2,5 Punkte gegen 6 Titelträger erobert, darunter einen Sieg gegen einen IM und ein Remis gegen einen GM. In der letzten Runde wartete der titellose Patrick Hoeglauer, der immerhin 150 ELO- Punkte mehr aufwies, auf Bethke. In ausgeglichener Stellung einigten sich die Kontrahenten auf Remis.
Richard Bethke landete mit excellenten 5 Punkten aus 9 Partien auf Platz 198. Er ließ in seinem bisher besten Turnier 73 Titelträger hinter sich !
Und während die beiden russischen GM Nikita Vitiugov und Maxim Matlakov sowie der französische GM Etienne Bacrot mit je 7,5 Punkten die drei ersten Preise einheimsten, registrierte der 11- jährige Gelnhäuser, dass er das Turnier auf dem Niveau eines starken Fide- Meisters gespielt hat ...